Posted by Seabhac - 28. Dezember 2009
… oder so ähnlich.
Ich fande und finde Tauren ja irgendwie imponierend. Die einzige Rasse auf Horden – Seite, die ein Druide werden kann, die körperlich größten und Stärksten in ganz Azeroth und grade als Krieger in Plattenrüstung ein ehrfurchtgebietender Anblick. Ich muss aufpassen, optisch keine Minderwertigkeitskomplexe zu bekommen.
Aber: Die Kuh gestern war als Krieger – Tank völlig überfordert.
Doch der Reihe nach: Gestern erledigte ich für Hemet Nesingwary die letzten Aufträge, um mir den engültigen Nesingwary-Erfolg zu erarbeiten (Schlingendorntal und Nagrand hatte ich schon), da erreichte mich der Ruf meiner Gefährtin, ob ich Zeit für den Nexus hätte, das Weihnachtsmützchen holen. Na klar hatte ich.
Zum einen brauchte ich die Mütze, ich wollte unbedingt was mit meiner Gefährtin unternehmen und der Nexus als erster Nordend – Dungeon lockte.
Also nach Dalaran geportet und auf die Einladung gewartet. Ein 80er Troll – Jäger war der Gruppenleiter und meinte, er wolle erst mal einen Arsenal – Check machen… *umpf* Und das mir. Ich bin grade erst dabei, meine Ausrüstung wieder zu vervollständigen, und einige grüne Ausrüstungsgegenstände incl. des Stritkolbens, der gegen den Titanstahlzerstörer doch ziemlich blass aussieht, ließen mich zweifeln, ob ich eingeladen werde. Aber die Einladung kam und ich fühlte mich geehrt.
Wir waren dann insgesamt zu viert in der Gruppe: Meine Gefährtin, der Troll-Jäger und Ich und… ein Tauren-Krieger Stufe 76. So weit so gut. Es wurde noch ein Heiler gesucht, aber als sich keiner meldete, meinte meine Gefährtin, dass dieser einfachste Nordend-Dungeon von uns vieren doch auch bewältigt werden könne. Alle stimmten dem zu, der Taure wollte den Tank machen und so flogen wir nach Kaltarra zum Nexus.
Dort angekommen, porteten wir den Tauren, da er noch nicht fliegen konnte. Dann bekam er die Gruppenleitung (wahrschinlich weil er Tank war oder so). Vor der Instanz stand ein Orc – Jäger, Stufe 70.
Diesen hat der Taure als erstes noch mit eingeladen. Meine Gefährtin ächzte schon, denn den am Leben zu erhalten würde sicher nicht einfach werden.
Alle wurden gebufft, der Taure stellte noch ein großes Festmahl hin und ich legte den Befehlsruf auf die Gruppe, dann ging es los. Wenn ich das Folgende geahnt hätte…
Ja, unser Tank war Stufe 76. Dementsprechend muss man Abstriche bei seiner Leistungsfähigkeit machen. Das ist ein riesiger Unterschied zu Stufe 80, sollte man nicht glauben, ist aber so. Ich meine, er war immerhin blau equipt, u.a. mit guten Questbelohnungen seiner Stufe entsprechend. Er konnte also eigentlich kein Vollrind sein… war er aber. Zumindest als Tank.
Ich habe noch nie Tank gespielt. Ich hatte eigentlich vor, mein Tank-Equip mitzunehmen, aber da ich Null Erfahrung hatte, wollte ich auch nicht als Depp dastehen, zumal mir auch eine Tankwaffe fehlte.
Der erste Gegner in der Instanz ist ein Drachkin, Stufe 72. Da zwei 80er Schadensmacher dabei sind, kann da eigentlich nicht viel schiefgehen. Den leg ich notfalls auch alleine, meine Gefährtin allemal und mit ihr als Heilerin haben wir schon ganz andere geplättet. Das lief auch problemlos, aber da schon konnte der Tank die Aggro nicht halten. Ist ja eigentlich auch kein Wunder, denn als 80er mache ich so viel mehr Schaden, dass ich oder unsere Heilerin quasi auf Aggro abonniert sind.
Nur: 76 ist auch schon ne Hausnummer und Tanken sollte da auch irgendwie gehen. Für dieses Rind aber hieß Tanken: Ich laufe mal in eine Gruppe Gegner, hole die alle ran und lass mich in Einzelkämpfe verwickeln.
Ich weiß, dass Tanken schwer sein soll und bin sehr gespannt (mit einer gehörigen Portion Respekt), wie ich mich da anstellen werde, aber der Taure lieferte echt ne Nullnummer ab.
Wenn er die Aggro nicht halten kann… geschenkt. Dann hab ich sie halt. Ich hatte 7.000 Lebenspunkte mehr als er und dort ist kein Gegner, der mir da ernsthaft gefährlich werden kann. Nur der Taure kapierte es auch nicht.
Nach jedem dritten Kampf stellte er ein großes Festmahl hin, obwohl meine Gefährtin alle Lebensbalken oben hielt. Ein einfacher Blick darauf hätte ihm genügen sollen. Kaum hatte man sich doch entschlossen, einen Happen zu essen, da rannte er los, die nächsten 4 – 5 Gegner gleichzeitig anzulocken.
Mehr als einmal musste ich dann mit Sturmangriff los, Klingensturm zünden und anschließend noch einen Herausforderungsruf loslassen, um die Aggro an mich zu binden, damit unsere Jäger nicht zu viel Schaden abbekamen. Meine Gefährtin heilte, was sie konnte, machte Schaden und hielt die Gruppe zusammen. Aber kaum hatte sie sich zwecks Manaauffrischung hingesetzt, da rannte dieses Rind in die nächsten Gegner. Da ich ihn nicht hängen lassen wollte, bin ich natürlich hinterher.
Das der 70er Jäger eher dekoratives Beiwerk war – geschenkt. Auf Grund des Stufenunterschieds war nichts anderes zu erwarten (ich glaube aber, die großen Erfahrungspunkte – Zahlen, die er da bekommen hat, dürften ihn sehr gefreut haben *gg*), aber dass der 80er-Jäger so wenig Schaden machte… Jäger werden immer als reine Schadensmaschinen bezeichnet und wenn ich an die beiden Städte-Raids der letzten Tage denke… da waren immer die Jäger die größten Schadensausteiler laut Recount.
Aber hier war ich oben in der Leiste. Ich, der eigentlich zu schlecht ausgerüstete Krieger. Ein bisschen geschmeichelt fühlte ich mich schon. (Das dass nur passierte, weil meine Gefährtin mit Heilen beschäftigt war, verschweige ich lieber 😉 )
Wir hatten also einen Tauren-Krieger, der nicht tanken konnte, eine Vergelter-Paladina, die mit Heilen beschäftigt war, einen Jäger, der nur relativ wenig Schaden machte, einen zweiten Jäger, der mit durchgezogen wurde und mich.
Gestorben wird immer erst am Schluss.
Jedenfalls haben wir den Weg zum ersten Boss – Großmagistrix Telestra – fünf mal zurückgelegt, ohne dabei zu sterben. Jeder von uns hat die Mütze bekommen und wir haben sogar ein gemeinsames Foto gemacht. Wobei auch das nicht richtig geklappt hat… egal.
Nur es war auf jedem Weg das Gleiche: Der Taure rannte ohne Sinn und Verstand in die nächste Gruppe, holte den Schaden zur Gruppe und musste dann wieder rausgehauen und -geheilt werden.
Irgendwann reichte es uns und wir haben ihm klar und deutlich gesagt, was er zu tun hat. Das hatte zumindest den Effekt, dass er wartete, bis meine Gefährtin ihr Mana aufgefüllt hat und dann erst weiter rannte. Schön war trotzdem anders.
Nach dem fünften Mal beschlossen wir, den Rest der Instanz auch noch abzuräumen. Anomalus war der nächste auf der Liste. Der Kampf gegen diese Riesen-Wunderkerze zog sich etwas hin, aber es funktionierte einigermaßen. Dann auf in einen komischen Kristallwald. Dort wuselten ganz viele laufende Blumen, Bäume und Urtume rum, die in schöner Regelmäßigkeit vom Rind gepullt und von uns mit Hängen und Würgen verdroschen wurden.
Dann kam Ormorok der Baumformer – der nächste Boss. Den hatten wir schnell down, wobei ich die Schwierigkeit hatte, hinter ihn zu gelangen, weil ich die Aggro mal wieder hatte und er sich ständig mit mir drehte… argh. Egal. Leider war hier der erste Tote zu beklagen. Der 70er Jäger lag danieder und wurde von meiner Gefährtin ins Leben zurückgeholt, während die anderen schon mal vorliefen *kopfschüttel*
Der letzte auf der Liste war dann Keristrasza – ein Drachen-Boss.
Im Raum mit dem Boss mussten wir ihn zuerst aus seinem Eisblock befreien. Dafür mussten wir vier Kugeln aktivieren. Nachdem das geschehen war, sollte der Tank Aggro ziehen und dann würden wir einen klassischen Boss – Kampf bestreiten. Pustekuchen. Der Drache hopste im Raum umher, immer zwischen dem 80er Jäger, meiner Gefährtin und mir pendelnd. Der Tank … keine Ahnung, was mit dem war und was er tat, denn der Drache war ein harter Brocken und ich hatte keine Augen, um noch auf ihn zu achten.
Ich verfeuerte mein gesamtes Potential auf das Viech, meine Gefährtin ebenso und auch der 80er Jäger schien aufgewacht zu sein. Leider wandte der Drache mir meistens den Rücken zu und so bekam ich öfter seine Schwanzfeger ab, die mich weit zurückwarfen – ordentlich Schaden inklusive. Erst als ich ihn von der Flanke fasste, wurde es besser. Allerdings nur so lange, bis jemand anderer die Aggro zog und er sich drehte. Rumms, da lag ich wieder 20 Meter weiter hinten.
Aber dann war es soweit: Seine Lebenspunkte fielen auf 0… und meine auch. Mit seinem letzten Aufbäumen hatte er mir den Garaus gemacht. Den Erfolg bekam ich GsD trotzdem und Dank meiner Gefährtin wurde ich vor Ort wiederbelebt.
So war der Besuch letztlich von Erfolg gekrönt, wenn auch mit vielen Schwierigkeiten und ich habe ein sehr anschauliches Beispiel bekommen, wie man es als Tank nicht macht.
Es heißt zwar immer, dass der Tank die Geschwindigkeit vorgibt, aber noch wichtiger ist die Ergänzung: Pulle nie schneller, als Dein Heiler trinken kann.
Ich habe jetzt aber auch Blut geleckt und sei es nur, um zu beweisen, dass ein Orc zwar nicht über den Mond springt, aber dennoch einen brauchbaren Tank abgibt.